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Rückenmarknahe Injektionsformen

Verschiedene Injektionsformen an der Wirbelsäule

Injektionen an die Wirbelsäule sind Wirbelsäulenbeschwerden eine häufig angewandte Therapieform orthopädischer Praxen. Abhängig von der Beschwerdeursache sind verschieden Injektionstechniken möglich. Neben den medikamentösen Präparatekombinationen werden unterschiedliche Lokalisationsorte unterschieden:

I) wirbelsäulenferne Injektionen 

  • intra-/subcutane Quaddelungen (Neuraltherapie nach Hunecke; Proliferationstherapien)
  • paraspinale Injektionen in Muskeln und an Sehnen

II) wirbelsäulennahe Injektionen

  • epidurale Injektionen (=Injektion in den Wirbelkanal)
  • periradikuläre Injektionen (=Wurzelblockaden)         
  • Gelenkinfektionen (=Facetten- und ISG-Infiltrationen)

Mit ultradünnen Spezialnadeln erfolgt die Applikation entzündungshemmender und schmerzstillender Substanzen in die Haut oder Muskulatur, in das Gelenk, die gereizte Nervenwurzel bzw. an die gereizte Rückenmarkhaut.

Die am häufigsten durchgeführten Injektionen in unserer Praxis werde ich Ihnen hier erläutern:

Facetteninfiltration

FacetteninfiltrationWirbelgelenke (=Facetten) verzahnen die die Wirbelkörper untereinander.

Beschwerden, die von den Wirbelgelenken ausgehen (=Facettensyndrome) entstehen durch z.B. Fehlstellungen, Lockerungen von Kapseln und Bändern oder durch Verschleißprozesse (=Arthrosen) und können zu Reizzuständen in den Gelenken führen. Neben lokalen Rückenschmerzen bestehen häufig wechselnde Schmerzausstrahlungen (pseudoradikuläre Syndrome).

Prinzip der Injektion:

Ausschaltung der sensiblen Schmerzrezeptoren der Wirbelgelenkkapsel durch örtliche Betäubungsmittel. Kortisonbeimengungen erreichen eine Rückbildung der entzündlichen und schmerzhaften Kapselschwellung.

 

 

Spinalnervenanästhesie (=periradikuläre Injektion (PRI))

SpinalnervenanästhesieDurch diese Injektionstechik kann die Spinalnervenwurzel, das Spinalganglion und Teile des Sympathikus im betroffenen Wirbelsäulensegment erreicht werden.

Durch Druck auf die Nervenwurzel entstehen Schmerzen und neurologischen Ausfälle (Gefühlstörungen und Muskelschwäche) z.B. durch Bandscheibenprotrusionen o. –vorfälle; eingeengte Wurzelkanäle etc.

Prinzip der Injektion:

Das gespritzte, örtlich wirkende Betäubungsmittel (Xylonest/Naropin) wird die Nervenwurzel zunächst beruhigen und den Schmerz reduzieren. Es tritt ein Entspannungsgefühl mit subjektiver Erwärmung im Rücken und im betroffenen Bein ein. Durch wiederholte Injektionen werden sowohl die Schmerzintensität, die Entkrampfung der verspannten Wirbelsäulenmuskulatur, die Durchblutung der den Nerv umgebenden Gefäße, usw. verbessert.

 

Die Injektion erfolgt auf der erkrankten oder – bei beidseitigem Schmerz- auf der im Moment stärker schmerzenden Seite.

Die Effektivität der paravertebralen Spinalnervenanalgesie ist in offenen und plazebokontrollierten Studien belegt (4).

Mit vorübergehenden Lähmungserscheinungen oder Lahmheitsgefühl im Bein ist in bis zu 8 Prozent der Injektionen zu rechnen. Es kann so ausgeprägt sein, dass Sie ihr Bein nicht richtig kontrollieren können. Das heißt, sie sollten nach der Injektion vorsichtig aufstehen, um nicht zu stürzen und sich vielleicht zu verletzen.

Falls Sie nach der Injektion ein derartiges Lähmungsgefühl beobachten, bleiben Sie bitte zur Kontrolle in der Praxis. Die neurologische Ausfallserscheinung wird sich in kurzer Zeit folgenlos zurückbilden.

 

Die epidurale Injektion

Epidurale InjektionDie epidurale Injektionstechnik wird speziell bei Patienten mit Problemen innerhalb des Wirbelkanals durchgeführt, wie z.B.:

  • Bandscheibenvorfälle u. -vorwölbungen
  • Spinalkanalengen

Wirkprinzip:

Schmerz- u. Beschwerdelinderung durch Abschwellung der Strukturen (Nerv, Bänder, postoperative Narben, …)

Wir injizieren eine Mischungen aus Kochsalz und Lokalanästhetika.  Die über Jahre verwendeten Kortisonbeimengungen werden heute aufgrund fehlender Studienergebnisse nicht mehr empfohlen (off-label-use).

 

Epidural injizierte Substanzen gelangen über mikrovaskuläre Transportmechanismen direkt zu den Spinalnervenwurzeln (6).

Die lumbalen epiduralen Injektionen gehören deswegen zu den effektivsten Methoden in der orthopädischen Schmerztherapie und sind heute Standard (2, 4, 9).

 

Natürlich werden Sie genau über die Art der Injektion, über mögliche gesundheitliche Risiken, über auftretende Nebenwirkungen sowie über den Nutzen der Injektion in einem persönlichen Aufklärungsgespräch und auch schriftlich aufgeklärt.

 

Wie gefährlich sind diese Injektionen:

Injektionen sind grundsätzlich nicht ungefährlich. Aber durch die vorhandenen Vorsichtsmaßnahmen - instrumentelle und personelle Voraussetzungen sowie die bestehenden Vorsichtsmaßnahmen für einen möglicherweise eintretenden Notfall (intravenöser Zugang, SO2- u. EKG-Monitoring; Notfallmedikamenten, AED, usw.)) können wir schnell reagieren.

Komplikationen:

Bei jeder Injektion wird die Haut perforiert und Medikamente zu diagnostischen und / oder therapeutischen Maßnahmen gespritzt.

Das bedeutet, Komplikationen sind möglich. Wenn auch selten, so ist es nicht ausgeschlossen, dass trotz umfassender Vorsichtsmaßnahmen, unerwünschte Reaktionen auftreten können.

Bakterielle Infektionen stellen die gefährlichste Nebenwirkung einer Injektionsbehandlung dar. Trotz Einhaltung steriler Arbeitsbedingungen kann das Infektionsrisiko nicht vollständig ausgeschlossen werden. Sollte es zu einer entzündlichen Reaktion kommen, muss diese im Frühstadium durch eine medikamentöse Behandlung z.B. mit Antibiotika oder im fortgeschrittenen Stadium durch eine operative Ausräumung des Entzündungsherdes behandelt werden. Die Inzidenz möglicher Epiduralabszesse nach Epiduralinjektion ist sehr gering. Man schätzt sie auf weniger als 1 zu 30 000 (9).

Injektionen in den Wirbelkanal verbieten sich bei neurologischen Anfallsleiden, Blutgerinnungsstörungen und Infektionen am Injektionsort.

Bei der Injektion in den Wirbelkanal (=Periduralanästhesie) kann es schon einmal vorkommen, dass beim Burchstechen der Rückenmarkshaut ein paar Tröpfchen Nervenwasser austreten und verloren gehen. Hieraus können in seltenen Fällen Kopfschmerzen resultieren. Durch das Verwenden extrem dünner Injektionsnadeln (29-G-Kanülen) ist die Häufigkeit dieser Komplikation selten, und wenn dann in abgemilderter Form. Nervenläsionen und Blutungskomplikationen im Epiduralraum haben wir bisher in unserer Praxis nicht beobachtet. Bei der Anwendung von Lokalanästhetika und Steroiden gelten die bekannten Kontraindikationen gegen diese Mittel, wie z.B. schwere Überleitungsstörungen, Allergien und Herzinsuffizienz.

Cortison wirkt auf verschiedene Stellen des Körpers ein und kann unter anderem folgende Reaktionen auslösen: Schlaflosigkeit; „Innere Unruhe“; Anstieg des Blutzuckerspiegels (besonders bei Diabetikern -> Kontrollen sind erforderlich!); Anstieg des Blutdruckes; Anstieg des Augeninnendruckes -> Vorsicht bei Glaukom (Rücksprache mit dem Augenarzt!); usw.

Eingesetzte Betäubungsmittel (Lokalanästhetika) können in seltenen Fällen allergische Reaktionen auslösen. Wenn sie also einen Ausschlag oder auch ein Hautjucken bemerken, sollten sie uns Bescheid sagen. Entsprechende antiallergisch wirksame Medikamente verschaffen schnell Linderung. Meist besteht eine solche Allergie auch nur gegen ein Konservierungsmittel, sodaß die Therapie dann mit einer Zubereitung des Medikamentes ohne Konservierungsmittel fortgeführt werden kann.

Örtliche Betäubungsmedikamente (= Lokalanästhetika) können neben Taubheitsgfühl und vorübergehender Lähmung auch Kreislaufreaktionen auslösen. Das Praxisteam ist in der Beherrschung dieser Problematik geschult.

Qualitätssicherung

Die Injektionstechnik selbst, insbesondere für die wirbelsäulennahen Injektionen, erfordert eine spezielle Ausbildung, die dem Orthopäden während seiner Weiterbildungszeit zum Arzt für Orthopädie und in speziellen Injektionskursen vermittelt wird. Standardisierung und Qualitätssicherung der orthopädischen Schmerztherapie mit lokaler Injektionsbehandlung erfolgen in einer speziellen Arbeitsgruppe, die sich auch am Projekt des Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­ter­iums zur Standardisierung von Qualitätssicherung und Schmerztherapie in der Medizin beteiligt. In Zusammenarbeit von Orthopäden, Anästhesisten und Psychologen wurden Standards für die orthopädische Schmerztherapie aufgestellt (11).

Sollten weitere Fragen bestehen, so wenden sie sich bitte zunächst an meine Mitarbeiterinnen. Bei weiter bestehenden Unklarheiten werde ich sie gerne auch persönlich mit ihnen erörtern.

rechtliche Hinweise

Literatur

  1. Arznei­mittel­kommission der Deutschen Ärzteschaft: Dt Ärztebl 1985; 82: A-100–103 [Heft 3]
  2. Busch K, Hillier S: A controlled study of cauda/epidural injection. Spine 1991; 16: 572–578
  3. Hildebrandt J: Schmerzen am Bewegungsapparat. In: Zenz M, Jurna J: Lehrbuch der Schmerztherapie. Stuttgart: Wiss. Verlagsgesellschaft 1993
  4. Krämer J: Bandscheibenbedingte Erkrankungen. 3. Auflage. Stuttgart: Thieme Verlag, 1994
  5. Krämer J. Owczarek V, Bickert U: Lumbale epidurale Injektion zur orthopädischen Schmerztherapie. Zeitschr f Orthop 134, 1996, 1
  6. Olmarker K, Byröd G, Konno S, Rydevik B: Direct communications between epidural space and the microvessels of nerve roots. Spine 1993; 18: 1425–1430
  7. Orthopädie Memorandum: Bruchsal: Storck-Verlag, 1995
  8. Schmidt R R, Thewes G: Physiologie des Menschen. Heidelberg: Springer, 1987
  9. Zenz M, Jurna J: Lehrbuch der Schmerztherapie. Stuttgart: Wiss Verlagsgesellschaft, 1993
  10. Zimmermann M, Handwerker H D: Schmerzkonzepte und ärztliches Handeln. Berlin: Springer, 1984
  11. Dt Ärztebl 1996; 93: A-1961–1965 [Heft 30]

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